In Mannheim leben aktuell etwa 25% Ausländerinnen und Ausländer, d.h. Menschen deren erste Staatsangehörigkeit nicht deutsch ist. Nimmt man eingebürgerte Deutsche, Aussiedler und Kinder mit mindestens einem Elternteil ausländischer Herkunft hinzu, spricht man von Bürgern mit Migrationshintergrund. Deren Anteil betrug Ende 2023 gut 48%.
Dabei stellen die türkischstämmigen Mannheimerinnen und Mannheimer die größte Gruppe (18%) dar, gefolgt von den aus Polen stammenden Familien (knapp 10%).
Die psychologische Beratungsstelle trägt dieser Situation schon seit vielen Jahren Rechnung. Aus der permanenten Auseinandersetzung mit dem Thema Migration haben sich die Haltung einer Kultursensiblen Beratung, das Angebot von muttersprachlicher Beratung und spezielle Kooperationen entwickelt.
Wie schon in dem Satz von Max Frisch: „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen.“, so sind es auch ‚ganze Menschen‘, die in die psychologische Beratung kommen. Und gerade hier heißt es in besonderer Weise einzugehen auf die konkreten Anliegen, Fragen und Probleme, die zur Beratung geführt haben und zugleich die ganze Person mit all ihren kulturellen, ethnischen und religiösen Hintergründen im Blick zu haben. Dabei sind insbesondere die Aspekte wichtig, die für das Verstehen und die Bearbeitung des konkreten Anliegens von Bedeutung sind.
Und damit ist schon ausgedrückt, was kultursensible Beratung heißt, nämlich den kulturellen Hintergrund, den Migrantenfamilien mitbringen, angemessen zu berücksichtigen und als wichtigen Erfahrungsschatz dieser Familie zu würdigen. Wichtig ist uns dabei, dass dieses Einbeziehen nicht schematisch erfolgt. Das bedeutet, der Migrationshintergrund kann in manchen Beratungen (phasenweise) im Vordergrund stehen, in anderen Beratungen spielt er nur eine untergeordnete Rolle. Dies hängt immer von der konkreten Familie und der konkreten Problemstellung ab.
Für die BeraterInnen bedeutet dies eine Haltung der Offenheit und Sensibilität gegenüber Menschen mit anderen kulturellen Erfahrungen zu entwickeln. Es geht darum, die Verschiedenheit innerlich immer ‚auf der Rechnung‘ zu haben, mitzudenken und mitzuspüren und aktiv an der richtigen Stelle anzusprechen und zum Thema zu machen. Dieser ‚Haltung‘ fühlen sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle verpflichtet.